"Ich bin doch seine Mama!"

„Wissen Sie, Frau Rutz, als wir die Diagnose bekommen haben, dass unser Sohn nicht lebensfähig sein wird, da habe ich im ersten Moment gedacht, dass ich es möglichst schnell hinter mich bringen möchte“, erzählte mir Frau Nier in unserem Beratungsgespräch. Sie war mit ihrem ersten Kind schwanger und irgendwann erhielten sie die schwerwiegende Diagnose für ihr Kind, die nach vielen intensiven Überlegungen dazu führte, die Schwangerschaft zu beenden.
Sie erzählte mir weiter: „Als ich dann in der Einleitung im Krankenhaus war und darauf wartete, dass unser Sohn geboren wird, änderten sich meine Gedanken. Ich dachte, ich bin doch die Mama dieses Jungen und ich kann doch jetzt nicht einfach alles schnell hinter mich bringen und nicht hinschauen. Es ist doch meine Aufgabe als Mama, ihn auf diesem Weg zu begleiten, an seiner Seite zu stehen und ihm all meine Liebe zu geben. Und so haben wir ihn voller Liebe begrüsst, als er geboren wurde und viel Zeit mit ihm verbracht. Wir haben ihm gezeigt, wie sehr wir ihn lieben und uns um ihn gekümmert!“
Die Augen der Mama strahlten beim Erzählen, während ihr gleichzeitig viele Tränen die Wangen herunterliefen.

Genau diese Art der Zuwendung braucht die Familie, wenn es aufgrund der Umstände zu einem Schwangerschaftsabbruch kommt. Das Kind ist ja trotz der Diagnose immer noch das in Liebe gezeugte und erwartete Kind und es hat etwas mit Wertschätzung und Respekt zu tun, es dann auch auf diesem Weg bis zum allerletzten Schritt mit all der Liebe zu begleiten. Das führt auch dazu, dass das Kind so wirklich integriert wird in die Familie.

„Wir freuen uns, heute hier mit Ihnen unsere Möglichkeiten für die Beisetzung unseres Sohnes zu besprechen! Wir möchten es bunt und fröhlich - es soll keine Trauerfreier sein sondern wir möchten feiern, dass es unseren Sohn gibt - auch wenn er nun nicht mehr auf die von uns gewünschte Weise mit uns das Leben teilen wird!“