Von Stefan
Es macht Stefan immer noch traurig, aber manchmal auch wütend, wenn die Leute ihm diesen Satz entgegenbringen.
“Nein”, so der 36jähirge, “es ist nicht besser so! Auch wenn es viel Mühe gekostet hätte, so wünscht er sich auch heute noch, dass sein Sohn Eike Anton lieber herzkrank überlebt hätte.
Tag und Nacht
In der 23. Schwangerschaftswoche bekamen Stefan und seine Frau Ramona die Bestätigung, dass ihr Sohn schwer herzkrank ist. Diese Diagnose war ein Schock für die kleine Familie! Doch Stefan machte sich gleich an eine tage- und nächtelange Recherche nach passenden Herzkliniken in Deutschland, die ihren Sohn nach der Geburt adäquat medizinisch betreuen könnten.
Sie fuhren die verschiedenen Kliniken während der Schwangerschaft an, um sie sich genau anzuschauen und die für sie richtige auszuwählen. Als in der späteren Schwangerschaft auch noch die Diagnose gestellt wurde, dass vermutlich die Luft- und Speiseröhre zusammengewachsen sei, entschieden sie sich für die Kinderherzklinik in Sankt Augustin bei Bonn.
Sie verkauften ihr Haus und zogen in ein kleines Miethaus, weil ihnen klar war, dass sie viele Monate in Sankt Augustin bei ihrem Sohn verbringen würden. Ihnen war klar, dass es keine leichte Zukunft werden würde, aber den Tod hatten sie dabei nie vor Augen.
Da fiel mir ein Stein vom Herzen
Am 23. Februar war es dann soweit! Eike Anton wurde per Notkaiserschnitt entbunden. “Ich hörte ihnschreien und da fiel mir ein Stein vom Herzen!” Auch sah er aus wie ein gesundes Baby mit rosa Hautfarbe. Stefan durfte seinen Sohn einmal ganz kurz auf dem Arm halten, bevor die Fachärzte sich um Eike Anton kümmerten und ihn untersuchten.
Ramona ging es zwischenzeitlich nicht so gut und sie musste notfallmedizinisch versorgt werden. Das war nochmal ein ziemlicher Nervenkrieg für den dreifachen Vater.
Am 02. Tag bekam Eike Anton seinen ersten Herzkatheder und am dritten Tag folgte die zweite schwere Herz-Op, bei der er auch reanimiert wurde. Die Sorge war unfassbar groß und Stefan und Ramona waren froh, als Eike Anton über den Berg war.
Am 06. Tag folgte eine weitere Op, die sehr gut verlief. Stefan und seine Frau waren heilfroh, als Eike Anton wieder auf Station war. Nachdem er dort ärztlich versorgt war, durften sie wieder zu ihm ins Zimmer.
Im falschen Film
Dort lag Eike Anton verkabelt und sie spielten ihm seine Spieluhr vor. Dann ging alles ganz schnell! Die Herztöne sackten plötzlich ab und die beiden mussten das Zimmer sofort wieder verlassen. Die Ärzte kümmerten sich um Eike Anton - aber leider mussten sie den Eltern kurze Zeit später die Nachricht überbringen, dass ihr Sohn verstorben ist.
“Ich dachte, wir sind im falschen Film”, erinnert sich Stefan und sie brachen beide innerlich komplett zusammen. Unfassbar war das, was die Ärzte ihnen gerade mitgeteilt hatten.
“Man hat sich von Krankenhausseite wirklich gut um uns gekümmert, aber wir hatten keine Ahnung, wie es weitergehen sollte, denn Eike Antons Tod hatten wir zu keinem Zeitpunkt wirklich auf dem Schirm.“ Birgit Rutz von Hope’s Angel kümmerte sich ab da um die Familie und half ihnen mit allen weiteren Schritten.
Ein paar Tage später fuhr die Familie zurück in ihre Heimat und bereitete alles für Eike Antons Beerdigung vor. Die Umwelt wollte sie immer wieder im Ausdruck ihrer Trauer bremsen, aber Stefan geht da bis heute ganz selbstbewußt seinen Weg. So gestalteten sie eine wunderschöne Trauerfeier, auf der auch Bilder, die am Tag von Eike Antons Tod entstanden, gezeigt wurden. Auch wenn viele das für übertrieben hielten.
Redet, Männer!
“Ich rede viel und oft über Eike Anton! Vielen gefällt das nicht, aber ich möchte nicht, dass mein Sohn in Vergessenheit gerät! Er ist für immer mein Sohn und ich möchte, dass alle das wissen!” Stefan spricht bei jeder sich bietenden Gelegenheit von Eike Anton und weiß, dass genau das ihm bisher am besten in der Verarbeitung der Trauer geholfen hat.
“Ich möchte gerne alle betroffenen Väter ermutigen, darüber zu sprechen. Behaltet eure Trauer nicht für euch! Sprecht mit euren Frauen darüber oder mit einer professionellen Begleitung!”
Auch der gemeinsame Gang zum Friedhof oder das Feiern des eigentlichen Geburtstages sind aus Stefans Erfahrung gute und wichtige Möglichkeiten, aktiv seine Trauer zu verarbeiten und einen Weg zurück ins Leben zu finden.