Wirst du meinen Namen kennen ?

Anlässlich des weltweiten Gedenktages für verstorbene Kinder – dem World Wide Candle Lighting Day – fand auch in diesem Jahr wieder eine Gedenkfeier in Siegburg statt.

Mehr als 50 Teilnehmer hatten sich in der Trauerhalle des Siegburger Nordfriedhofs eingefunden, um dort gemeinsam ihrer verstorbenen Kinder zu gedenken.

 

Das Motto der diesjährigen Veranstaltung war: „Wirst du meinen Namen kennen?“

 

Ansprache:

„Würdest du meinen Namen kennen, wenn wir uns im Himmel begegnen würden?“ Das ist die Frage, die wir gerade im Lied ("Tears in Heaven" von Eric Clapton) gehört haben und die sicher auch den einen und anderen von uns umtreibt.

„Wäre es das gleiche, wenn wir uns im Himmel treffen würden?“

„Würdest du meine Hand halten, wenn wir uns Himmel sehen würden?“

„Würdest du mir helfen, aufrecht zu bleiben?“

 

In den Tagen seit dem Tod unserer Kinder ist es manchmal schwer, noch aufrecht zu stehen und nicht den weichen Knien nachzugeben. Unser Herz ist gebrochen und wir stehen manches Mal bettelnd da und bitten darum, dass das, was geschehen ist, wieder ungeschehen gemacht wird und wir unsere Kinder hier in unseren Armen halten und mit ihnen das Leben auf dieser Erde verbringen dürfen. So unsagbar groß sind Schmerz und Sehnsucht und manchmal scheint es nicht möglich, beides aushalten zu können.

Besonders, wenn das irdische Leben unserer Kinder schon zu Ende war, bevor es wirklich angefangen hatte. Wie sie wieder gehen lassen mussten, bevor wir sie wirklich kennengelernt hatten. Aber auch, wenn sie schon eine ganze Weile bei und mit uns gelebt haben, ist ein Abschied so ziemlich das schwerste, was man sich vorstellen kann. Noch heute würde man diesen gerne rückgängig machen. Die eigene Zukunft wieder ins Leben holen und die Kinder aufwachsen sehen.

 

Doch wie heißt es in dem Lied? Wir müssen stark sein und weitermachen. Wir haben keine andere Wahl. Wir können nicht rückgängig machen, was geschehen ist. Was wir aber sehr wohl beeinflussen können, ist die Art und Weise, wie wir weitermachen!

 

Manchmal würden wir gerne einmal hineinschauen in den Himmel oder vielleicht auch gleich ganz dort bleiben – weil die Sehnsucht einfach so groß ist. Aber unsere Zeit dort ist noch nicht gekommen.

Offen bleiben die Fragen, die ich am Anfang gestellt und die wir im Lied gehört haben.

„Würdest du meinen Namen kennen, wenn wir uns im Himmel sehen würde?“

Ja, liebe Mama, lieber Papa, liebe Oma, lieber Opa, liebe Schwester, lieber Bruder, liebe Tante, lieber Onkel – ich würde deinen Namen nicht nur kennen, wenn wir uns im Himmel sehen würden. Ich kenne ihn auch jetzt!

Ich bin deine Tochter/dein Sohn, deine Enkeltochter/dein Enkelsohn, deine Schwester/dein Bruder, deine Nichte/dein Neffe – für immer! Genau wie du mir einen Namen gegeben hast und diesen niemals vergessen wirst, werde auch ich dich niemals vergessen. Egal, wo wir uns begegnen – ob es in einem Traum ist oder einem Gefühl – einem Gedanken oder einem Gespräch. Immer weiß ich, wer du bist!

Und du wirst wissen, wer ich bin!

 

„Wäre es das gleiche, wenn wir uns im Himmel treffen würden?“

Ich würde sagen: Ja und Nein! All unsere irdischen Belange spielen hier oben keine Rolle mehr. Auch wenn mir gerade, während ich diese Rede schrieb, eine Mama, der ich die Woche eines unserer Erste-Hilfe-Päckchen hatte zukommen lassen,  eine Nachricht schickte mit den Worten: „Liebe Frau Rutz, so werden meine beiden Engelchen schöne Bekleidung im Himmel haben. Dankeschön!“

 

Jeder hat so seine eigene Vorstellung vom Himmel und was unsere Kinder dort so den ganzen Tag machen. Die einen glauben, sie sitzen im Schoß Gottes und schauen auf uns herab. Wieder jemand glaubt, dass sie dort mit vielen anderen Kindern auf einer Wiese spielen. Andere glauben, dass sie auf einem Stern sitzen. Ich bin davon überzeugt, dass all diese Vorstellungen richtig sind. Im Grunde sind unsere Kinder immer dort, wo wir sind und an sie denken.

Eine Mama hat mich einmal gefragt, wie ihr Kind sie denn im Himmel erkennen würde. Meine Antwort war: „Sie werden sich beide an der Liebe, die Sie füreinander haben, erkennen!“ Diese Liebe wird niemals enden und ist eine ewige Verbindung.

 

„Würdest du meine Hand halten, wenn wir uns im Himmel sehen würden?“

„Auf jeden Fall!“, ist ganz sicher die Antwort. „Aber ich halte deine Hand auch hier auf Erden. Immer wenn ich dir fehle, dann reich mir im Geiste die Hand und ich werde sie festhalten – solange, wie du es möchtest.“

 

„Würdest du mir helfen, aufrecht zu bleiben?“

„JA, ich helfe dir, deinen Weg zu finden und zu gehen. Deinen Weg ohne mich – und doch irgendwie mit mir!“

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Behind the door there is peace, I am sure

And I know there will be no more tears in heaven

 

Hinter der Himmelstür ist Frieden – da bin ich mir sicher

Und ich weiß, dass es im Himmel keine Tränen mehr geben wird.

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Im Lied heißt es, dass unsere Zeit im Himmel noch nicht gekommen ist. Uns ist für eine Weile vorbestimmt, dass wir den Weg auf zwei verschiedene Weisen gehen – wir hier auf der Erde und unsere Kinder im Himmel. Aber letztendlich gehen wir den Weg doch gemeinsam:

Wir kennen unsere Namen und gehen Hand in Hand – jeder seinen Weg und doch zusammen.

Bis wir uns wiedersehen – im Himmel – hinter der Tür, wo der ewige Frieden zu finden ist.

 

 

 

Es gab viele positive Rückmeldungen von den teilnehmenden Familien:

„Herzlichen Dank für die gestrige Gedenkfeier, die unseren Kindern einen schönen und einfühlsamen Rahmen gegeben hat. Insbesondere die Ansprache hat mich sehr berührt, da sie mir und sicher vielen anderen Betroffenen aus dem Herzen gesprochen hat. Es ist Ihnen gelungen, Worte zu finden, die nicht nur genau mein Empfinden ausdrücken, sondern die ich bisher so selbst nicht finden konnte.“

„Die Gedenkfeier am Sonntag gab mir die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen und als ich meine Augen schloss, sah ich unseren Sohn wieder bildlich vor mir. Dafür möchte ich Ihnen danken, dass Sie eine so tolle Atmosphäre geschaffen haben!“

 

Organisiert wurde die Gedenkfeier von der Hope’s Angel Foundation e.V. in Zusammenarbeit mit dem Verein Tod & Leben e.V..