Manchmal geht es Schlag auf Schlag...da ist der Telefonhörer gerade wieder aufgelegt und dann klingelt es schon wieder...
dieses Mal die Klinik...eine Mama sei heute zur Kontrolle gekommen, weil sie ein komisches Gefühl hatte und leider mussten die Ärzte im Ultraschall bestätigen, dass ihr Sohn im Bauch verstorben ist...in der 37. Schwangerschaftswoche...fast hätte sie es geschafft und kann noch gar nicht begreifen, was da gerade passiert...ob wir kommen können und beim Begreifen helfen können...wir verabreden, dass ich in ca. zwei Stunden da sein werde - dann sei die Mama bereit für ein Gespräch...ich packe eben alles zusammen, was ich für das Gespräch brauche - auf jeden Fall ist eine Trosttasche dabei...ich bin immer dankbar, wenn die diensthabenden Ärzte uns hinzuziehen...gemeinsam trägt sich diese besondere Situation besser...
Es klingelt wieder das Telefon und eine Mama ist dran, die gerade erfahren hat, dass das Herzchen ihres Kindes in der 10. Woche nicht mehr schlägt...es ist ihre vierte Fehlgeburt und ihr Arzt will sie sofort ins Krankenhaus zur Ausschabung schicken...aber dieses Mal möchte sie das nicht...sie möchte ihr Baby selbst zur Welt bringen...sie ist selbst Hebamme...wir besprechen das weitere Vorgehen und worauf sie achten muss...das weiss sie ja im Grunde als Hebamme auch...“Bin ich verrückt, dass ich dieses Mal nicht zur Ausschabung möchte?“ „Nein!“, versichere ich ihr. Wenn das Bauchgefühl diesen Weg weist, dann mag sie genau diesen gehen...jederzeit kann sie sich in den nächsten Wochen noch umentscheiden...ich biete ihr an, dass sie sich jederzeit melden darf und wenn es für sie ok ist, würde ich mich ab und an mal melden, um zu hören, wie es ihr geht...(3 lange Wochen lässt das Baby noch auf sich warten...)
Ich mache mich auf den Weg ins Krankenhaus, um nach der Mama zu schauen, die gerade erfahren hat, dass ihr Baby kurz vor der Geburt verstorben ist...wir treffen uns im Park des Krankenhauses und ich setze mich nach einer kurzen Vorstellung neben sie...wir schweigen und sitzen erst einmal nur so da...wir halten gemeinsam aus...irgendwann sagt sie: „Es tut so gut, dass Sie da sind! Werde ich das schaffen?“ Ich versichere ihr, dass sie „das“ schaffen wird. Gemeinsam gehen wir Schritt für Schritt und setzen immer nur einen Fuss vor den anderen...nach zwei Stunden mache ich mich auf den Weg nachhause in dem Wissen, dass die Mama gut auf die Geburt ihres Jungen vorbereitet ist...
Auf dem Rückweg ruft mich der Bestatter an und fragt, ob ich nächste Woche Mittwoch Zeit hätte. Die Familie, die er gerade begleitet, wünscht sich, dass ich die Trauerfeier durchführen möge...Mittwoch kann ich gerade noch einschieben und verabrede für den nächsten Tag ein Treffen mit der Familie...
Ich komme nachhause, ziehe meine Schuhe aus und geniesse das Abendessen, das mein Mann schon bereitet hat und gehe kurze Zeit später ins Bett...nachts um drei klingelt das Telefon - die Mama aus dem Krankenhaus: „Unser Lukas wurde gerade geboren. Kannst du kommen?“ „Na klar!“, sage ich und mache mich auf den Weg...
So und immer wieder so ähnlich verlaufen viele der Tage bei uns...wir sind dankbar, dass die Familien uns ihr Vertrauen schenken und wir sie in dieser besonderen Zeit begleiten dürfen.
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Gemeinsam können wir den Familien Hoffnung schenken