„Was braucht es am meisten in eurer Arbeit?“, werde ich oft gefragt.
Mein Antwort ist da ganz klar: „Es braucht Liebe!“
Es braucht Liebe zu einer jeden Mama und einem jeden Papa, die plötzlich mit dem Tod ihres Kindes konfrontiert werden - egal, ob das in der 07., 15., 28. oder 36. Schwangerschaftswoche passiert. Oder direkt bei der Geburt oder nach vier Tagen oder sechs Wochen.
Es braucht Liebe, die Eltern so anzunehmen, wie sie jetzt gerade mit ihrer Situation umgehen. Ob sie sagen, dass sie sofort einen Kaiserschnitt möchten, weil es ihnen Angst macht, ein verstorbenes Kind im Bauch zu haben. Es bedeutet ja nicht, dass sie ihr Kind nicht mehr lieben sondern sie kennen eine solche Situation nicht und sie sind mehr als überfordert.
Auch wenn sie nach der Geburt ihr Kind nicht sehen möchten. Das ist ja nicht so, weil sie es nicht lieben sondern weil sie Sorge haben, dass sie es nicht aushalten können, ihr so sehnlichst erwartetes Baby tot zu sehen.
Und auch wenn sie sich in der Trauerzeit nicht so verhalten, wie wir denken, dass sie es tun sollten, dürfen wir ihnen in Liebe begegnen, um sie dort abzuholen, wo sie gerade stehen. Um dann gemeinsam zu schauen, ob sie diese Richtung weitergehen oder eine andere einschlagen. Ob sie Unterstützung brauchen oder ihren Weg alleine finden.
Liebe ist auch immer uneigennützig. Das heisst, ich begleite nicht und erwarte etwas zurück dafür. Ich habe keinen Hintergedanken, wenn oder ob ich eine Familie begleite. Sondern es ist mit reiner Absicht. Und das ist es genau, was die Familien in dieser sensiblen und so leicht verletzbaren Zeit brauchen - aufrichtige Liebe. Nur so können wir im Ende etwas bewirken. Nur dann schaffen die Eltern es mit unserer Unterstützung, ihre Angst in den einzelnen und doch so wichtigen Momenten zu überwinden und sich z.B. zu freuen, dass sie ihr verstorbenes Baby auf natürlichem Wege in Empfang nehmen können und es anschauen und in den Arm nehmen.
Nur wenn wir ihnen in absolut aufrichtiger Liebe begegnen, können wir ihnen helfen, selbst den Weg der Liebe zu gehen und nicht den Weg der Angst.