„Ja, Frau Rutz, das ist kein Problem. Wir nehmen ihn raus. Lassen Sie uns einfach wissen, wann sie ihn abholen möchten!“, sagte der Mitarbeiter der Pathologie des Krankenhauses zu mir am Telefon.
Die kennen mich da schon und wissen, wenn ich anrufe, dass ich meistens ein Kind aus der Sammelbestattung nehmen möchte.
Viele Eltern sind meist mehr als überfordert mit der Entscheidung der Beisetzung ihres eigenen Kindes und entscheiden sich erst einmal für die Sammelbestattung des Krankenhauses. Es ist in der Regel kostenfrei, sie müssen sich nicht darum kümmern und sie mögen den Gedanken, dass ihr Kind mit anderen Kindern zusammen beerdigt wird.
Manchmal merken sie schon nach ein, zwei Tagen, dass es für sie nicht die richtige Entscheidung ist, aber sie trauen sich nicht, die Entscheidung wieder rückgängig zu machen (aus den verschiedensten Gründen). Dann übernehmen wir das und führen alles in eine persönliche Beisetzung über - zusammen mit unseren Bestattern aus dem Netzwerk.
Manchmal kommen sie erst Wochen später zu uns in die Beratungsstelle, weil sie in ihrem Trauerprozess nicht weiterkommen. Das ist oft der Fall bei den Sammelbestattungen. Die Termine sind nur ein oder zweimal im Jahr und das ist für Eltern schwer aushaltbar. Markiert doch die Beisetzung den Übergang von der akuten Phase in die Trauerphase. Findet dieser Übergang nicht statt, hängen sie quasi in der Luft. Das führt dazu, dass sie in ihrem Trauerprozess nicht weiterkommen. Manche setzen dann selbständig einen Schlusspunkt, was sich oft auch daran zeigt, dass sie dann zur Beisetzung gar nicht mehr erscheinen, weil es sie im Trauerprozess zurückwerfen würde.
Manche kommen dann zu uns und gemeinsam stellen wir fest, dass sie sich eigentlich noch verabschieden müssen und ihr Kind selbst beerdigen.
Das leiten wir dann in die Wege und irgendwie klappt es immer - auch nach Wochen noch.
Und wir dürfen dann erleben, wie wohltuend es für die Familien ist, die Beisetzung ihrer Kinder zu gestalten und dann Frieden zu finden, weil ihr Kind seine Ruhe gefunden hat - auf dem Friedhof und in ihren Herzen.
Und so wird es auch hier sein bei dem kleinen Frank, den wir nun abholen werden, um dann mit der Familie seinen Abschied und seine Beisetzung gemeinsam gestalten werden - ganz persönlich, so wie es auf die Familie und in ihre Gefühlslage passt. So werden Frank und auch seine Familie ihren Frieden finden.