„Manchmal könnte ich auch weinen vor Glück“, sagte ich am Abend zu meinem Mann, als ich nachhause kam.
„Was meinst du?“
„Ach, eigentlich hatten wir ja heute Urlaub. Aber dann war da die Beisetzung des kleinen Mädchens heute Vormittag. Ich war so froh, dass du mich begleitet hast. Ebenso froh war ich, dass wir
eine Stunde regenfrei hatten, so dass wir alles schön aufbauen und einen wunderschönen Abschied feiern konnten.
Schon auf dem Weg zurück nachhause war ich dankbar, dass wir so ein tolles Team waren - du und der Bestatterkollege und ich - und die „Engel“, die den Regen für diese Zeit zurückgehalten
haben.“
Dann hatte ich nur eine ganz kurze Zeit zuhause zum Umziehen und einen schnellen Mittagssnack und dann ging es zur Beratungsstelle, wo ich ein sehr langes Beratungsgespräch mit einem
Elternpaar hatte, dessen Sohn sehr schwer erkrankt und nicht lebensfähig ist. Man merkte im Verlauf des Gespräches, dass die Mama immer ruhiger wurde, weil wir alle Dinge besprechen konnten,
die ihr wichtig waren.
„Ich bin jetzt erleichtert, Frau Rutz. Wir haben jetzt alles festgehalten und selbst wenn mein Sohn morgen sterben würde und ich emotional nicht in der Lage wäre, irgendetwas zu regeln, weiss
ich jetzt, dass Sie genau wissen, was wir möchten. Alle unsere Wünsche sind jetzt in guten Händen!“
Nach zwei Stunden schnappte ich mir dann nur schnell die Kleidung, die mir meine Kollegin morgens schon zurecht gelegt hatte - ich hatte nicht mal Zeit, das benutzte Geschirr wegzuräumen,
aber ich weiss, dass sich auch darum das Team morgen kümmert.
Mein Weg ging nochmal zurück zum Bestattungshaus. Während wir auf der Beerdigung waren, hatte ein anderer Kollege den kleinen Jungen abgeholt, den die Eltern noch nicht hatten sehen können,
weil sie soviel Angst und Sorge bei seiner Geburt und sich nicht getraut hatten. Ich hatte mir den kleinen Mann mittags schon einmal kurz angeschaut und nun machten der Kollege und ich uns
dran, den kleinen Jungen nochmal hübsch zu machen für das Treffen mit Mama und Papa.
Wir konnten tatsächlich noch soviel möglich machen, dass die Eltern noch schöne Fotos machen und ihren Sohn im Arm halten konnten - vier Wochen nach der Geburt schloss sich hier der Kreis.
Es war schon dunkel als ich nachhause kam und mein Mann mich freudig begrüsste.
„Manchmal könnte ich weinen vor Glück, wenn ich erleben darf, was wir alles noch möglich machen können für die Eltern. So ein besonderer Urlaubstag, Schatz!“