Ich weiss es noch, als wäre es gestern gewesen...es sind die Tage, an
denen der Morgen ein ganz besonderer ist...meist gehe ich mit dem Gedanken an die Familie am Abend vorher ins Bett...ich habe nochmal einen Blick auf die Ansprache geworfen...mich nochmal ganz
besonders mit dem Kindlein verbunden...mein erster Gedanke morgens gilt auch eben der Familie...ich brauche da morgens Ruhe...ohne Zeitdruck aufstehen...das richtige anziehen...in die Rede schaue
ich nicht nochmal - die muss am Abend vorher stehen...ich bete um Kraft für die Familie...Kraft dafür, dass sie überhaupt aufstehen können an diesem Tag, wo ihnen der schwerste Gang des Lebens
bevorsteht...manchmal schon zum zweiten Mal...Kraft, um vielleicht wenigstens einen Kaffee oder Tee und ein Stückchen Banane essen zu können...
Ich fahre los und bin da, wenn sie kommen...manche brauchen eine feste
Umarmung und das Versprechen, dass wir das gemeinsam schaffen...manche darf man nicht berühren oder ansprechen, weil sie sonst schon vor der Beisetzung ihre ganze Fassung verlieren würden...so
war es auch hier...jedes Wort und jede Geste sorgsam gewählt...dass sie berühren, aber nicht zerstören sondern stärken...gemeinsam Schritt für Schritt in ihrem Tempo durch diese Zeremonie, die
man eigentlich gar nicht will...und doch können wir am Ende sagen: „Gemeinsam haben wir es geschafft! Es war eine schöne Beerdigung angefüllt mit viel Liebe!“
Auch ich bin erleichtert und fahre erschöpft nachhause - glücklich und
dankbar, dass ich die Familie auch hier begleiten durfte
Foto: Stefan Wiede