So geht es nicht!

„Guten Morgen, Sie sind heute Abort Nr. 4“, wurde Katja auf der Gynäkologischen Ambulanz des Krankenhauses begrüsst.

Vor zwei Tagen hatte sie erfahren, dass das Herz ihres Kindes nicht mehr schlägt. Die ganze Welt war zusammengebrochen - alle Träume zerplatzten.
Nun stand sie hier an der Anmeldung. Heute sollte ihr so geliebtes und gestorbenes Baby aus ihrem Bauch geholt werden. Ihr war klar, dass es für das Krankenhaus vermutlich nur ein rein medizinischer Vorgang war, aber die Begrüssung schockierte sie doch zutiefst. So war schon direkt klar, dass sie hier niemand als trauernde Mutter wahrnehmen würde.

Auf dem Aufklärungsbogen waren unter anderem die Frage nach Verhütung und die evtl. Möglichkeit einer Schwangerschaft zu beantworten. Katja wurde ganz schlecht dabei und sie konnte gar nicht verstehen, dass man nicht wenigstens einen eigenen Fragebogen für Frauen wie sie anfertigen konnte.

Wir erleben in unserer Arbeit immer wieder den grossen Unterschied zwischen den geburtshilflichen Stationen und den gynäkologischen Stationen. Während sich auf den geburtshilflichen so langsam die Denkweise dahingehend öffnet, dass es bei Fehlgeburten im frühen Stadium auch um den Tod eines Kindes geht und der Umgang damit und mit den Frauen/Familien sich dementsprechend anders gestalten sollte, scheint man auf den gynäkologischen Stationen noch weit davon entfernt zu sein.
Auch die Information, dass Frauen/Familien auch ihr kleines Kind selbst bestatten können, wird i.d.R. nie an diese weitergegeben.

Wir müssen gemeinsam noch besser informieren und aufklären, damit die Frauen als trauernde Mütter wahrgenommen werden und einen entsprechenden Umgang erfahren - und nicht am Ende nur eine Abortnummer sind.