“Ich habe mir überlegt, dass ich jetzt zu jeder Einladung einen Klappstuhl mit dem Namen von Anton mitnehme und den dort demonstrativ in die Mitte stelle!“, erzählte Peter beim letzten
Vätertreffen.
„Es ärgert und verletzt mich, dass schon drei Monate nach dem Tod von Anton alle so tun, als hätte es ihn nie gegeben!“
„Bei unseren Nachbarn war letzte Woche Kindergeburtstag. Alle Nachbarn waren eingeladen - ob sie Kinder haben oder nicht. Nur wir nicht!“, erzählte Martin. Es stellte sich einen Tag später
heraus, dass sie nicht eingeladen wurden, weil man ihnen nicht soviel zumuten wollten. Das diese Entscheidung eine viel grössere Zumutung und vor allem Verletzung war, war allen nicht
bewusst.
„Wir sind doch trotz des Todes unserer Kinder und unserer Trauer noch mündige Menschen! Ich möchte gerne selbst ausprobieren und entscheiden, was mir gut tut und was ich schon aushalten kann. Es
ist übergriffig, wenn andere meinen, für mich entscheiden zu müssen!“, warf Martin noch ein.
„Vielleicht wollten sie euch ja auch nicht dabei haben, weil sie Angst hatten, ihr würdet die ganze Zeit nur über euer totes Kind sprechen und damit den ganzen Kindergeburtstag sprengen“, wandte
Thorsten ein.
Peter schlug sich die Hand vor‘s Gesicht und fragte bestürzt: „Sprechen die etwa deswegen unsere Kinder nicht an, weil wir sonst das Beisammensein ruinieren könnten? Aber wir können doch nichts
daran ändern, dass unser Anton gestorben ist…“
Ich denke dann immer, dass der Umgang soviel einfacher wäre, wenn wir miteinander reden würden über den Umgang miteinander. Wenn wir als betroffene Familie sagen dürften, dass es uns gut tun
würde, wenn wir gemeinsam mit unserem verstorbenen Kind „im Gepäck“ dabei sein dürften und wenn die anderen uns einen ganz kleinen Platz dafür einräumen würden. Soviel könnten wir gemeinsam
schaffen und wir würden Trauer salonfähig machen!