Es darf alles genau so sein, wie es ist

„Dann ist ja jetzt alles wieder gut!“, ist ein Satz, den viele unserer Eltern, die sich über ein lebendes Kind nach dem Tod ihres Babys freuen dürfen, hören.
Ja, wenn es mal so wäre! Damit wird doch aber das verstorbene Kind nicht wieder lebendig! Wir können doch den einen Menschen nicht gegen den anderen austauschen.

„Ich habe so grosse Sehnsucht nach meiner verstorbenen Tochter!“, erzählte Jens auch der Bundestagspräsidentin, als sie uns letzte Woche besuchte, während seine zweite Tochter - gerade sechs Monate alt - auf seinem Schoss sitzt. Er zieht sie fest an sich und sagt: „An Jana sehe ich jeden Tag, was ich mit Julia nicht haben werde! Man mag das nicht falsch verstehen - ich liebe unsere Jana sehr! Aber ich liebe auch immer noch Julia und eigentlich müssten sie hier beide auf meinem Stuhl sitzen!“, und eine Träne rollt ihm über die Wange…

Ich bin dankbar, dass wir den Eltern einmal im Monat genau diesen Raum schenken dürfen, in dem sie gemeinsam mit den anderen Eltern zum einen erfahren, dass sie nicht komisch sind, und Platz finden für beide Kinder zur gleichen Zeit - auch wenn man das eine nicht sieht. Bei uns sind sie zu jeder Zeit präsent. Oftmals gehen sie danach etwas sortierter wieder nachhause und mit dem festen Gefühl, dass alles genau so sein darf, wie es ist - auch wenn die anderen sich wünschen: „Jetzt ist doch alles wieder gut!“