
Wenn Menschen trauern, beginnt das Gedankenkarussell. Sie fragen sich,
warum das passiert ist. Sie überlegen, ob sie etwas hätten tun können, um es zu verhindern. Sie suchen nach Lösungen für ein Problem, das sich nicht einfach lösen lässt. Sie denken über ihre
Trauer nach, über die Gefühle, die sie mit sich bringt. Und sie denken – immer weiter.
„Ich habe sechs Monate lang versucht, meine Trauer mit dem Verstand zu
verarbeiten, aber es hat nicht funktioniert“, erzählte Maren neulich in der Trauerbegleitung.
Und genau darin liegt das Problem: Wir versuchen verzweifelt, einen
Prozess, der auf der emotionalen Ebene stattfindet, mit dem Verstand zu bewältigen – als wäre Trauer eine Aufgabe, die wir logisch lösen könnten. Doch so viel wir auch nachdenken, es hilft uns
auf der emotionalen Ebene nicht weiter. Im Gegenteil: Wir blockieren damit sogar den eigentlichen Trauerprozess.
Emotionale Prozesse müssen auf der emotionalen Ebene bleiben. Das
bedeutet, dass wir unsere Gefühle fühlen müssen – sie zulassen, anschauen und annehmen. Gefühle sind keine unnütze Belastung, die wir schnell loswerden müssen. Sie sind Wegweiser, die uns zeigen,
was in uns vorgeht, und uns helfen, unsere Bedürfnisse zu erkennen. Erst wenn wir unsere Gefühle zulassen, spüren und verstehen, können wir die kognitive Ebene nutzen, um dem Erlebten Worte zu
geben. Der umgekehrte Weg funktioniert nicht.
Doch den Umgang mit unseren Emotionen haben wir nie wirklich gelernt.
Große Gefühle machen uns Angst, und weil wir auch nie gelernt haben, mit dieser Angst umzugehen, tun wir alles, um sie zu unterdrücken.
Sei mutig. Trau dich, deine emotionale Ebene zu betreten. Dort wirst du
wertvolle Erkenntnisse gewinnen – Erkenntnisse, die dich wirklich weiterbringen.