
Floskeln an Trauernde zu richten, ist nicht „nur unbedacht“ – es ist
eine Form von seelischer Körperverletzung. Vorsätzlich.
Denn jedes dieser Sätze trifft nicht einfach daneben – sie treffen
mitten ins Herz.
„Du bist doch noch jung, du kannst
noch viele Kinder haben.“
„Wer weiß, wozu es gut
ist.“
„Du hast doch schon zwei
Kinder.“
„Jetzt muss aber auch mal wieder
gut sein.“
Solche Aussagen sollen trösten – doch sie tun das
Gegenteil.
Sie verleugnen den
Schmerz.
Sie sprechen dem verstorbenen Kind/dem
Verstorbenen seine Bedeutung ab.
Sie schieben Trauer zur Seite, als sei
sie eine Störung.
Was bleibt, ist Sprachlosigkeit und eine noch grössere Verwundung. Und
das Gefühl, nicht gesehen, nicht verstanden, nicht ernst genommen zu werden.
Trauer braucht keine
Floskeln.
Sie braucht Raum. Mitgefühl. Wahrhaftigkeit.
Und die Demut, nichts reparieren zu wollen, was nicht repariert werden
kann.
Wenn du jemanden kennst, der trauert, dann sag nicht: „Das Leben geht
weiter.“
Sondern vielleicht einfach:
„Ich bin hier.“
„Ich sehe deinen
Schmerz.“
„Du darfst trauern – so lange, wie
du es brauchst.“