
Ich sitze mit Lena und Martin zusammen. Wir wollen heute noch über die
Beerdigung ihrer kleinen Tessa sprechen. Ich begleite die Familie schon eine ganze Weile und bevor wir uns mit der Beerdigung beschäftigen, lasse ich mir erst einmal in Ruhe von der Geburt
erzählen.
Tessa war ein so sehr gewünschtes Kind und so traf es die Eltern hart,
als feststand, dass sie eine so schwere Hirnschädigung hatte, dass Tessas Leben schwierig werden und von unzählbaren Anfällen begleitet werden würde. Nach einer langen Zeit des Abwägens
entschieden Lena und Martin, ihrer Tochter dieses Leid abzunehmen und einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen.
Wir haben viele Gespräche miteinander geführt und dank meiner guten
Kooperationen konnte ich sie zur Geburt ihrer Tessa in gute Hände geben.
Die beiden erzählen mir nun von der Geburt und ich erinnere mich noch,
wie groß der Respekt davor war, Tessa zu sehen. So frage ich jetzt auch Martin, ob es denn den „Papa-Moment“ gab. Er fängt an zu lächeln und Tränen steigen ihm in die Augen:
„Es gab zwei! Birgit, ich kann dir gar nicht sagen, wie tief mich dieses
Mädchen berührt hat. Ich war schockverliebt und werde es für immer bleiben! Ich bin einfach so stolz, der Papa von Tessa sein zu dürfen!“
Ich bin dankbar, dass es geklappt hat mit der Bindung, die so wichtig
und eine Voraussetzung für einen guten Trauerweg ist.
Papas und Töchter – immer ganz besonders, auch wenn die kleinen Mädchen
bei der ersten Begegnung bereits verstorben sind
Foto von unserem Abschlussworkshop