Ich kam ganz in Ruhe auf den Friedhof, um heute den kleinen Jungen
gemeinsam mit seinen Eltern zu beerdigen. Schon am Abend vorher habe ich so meine Gedanken an das Kind und die Familie und so beginnt auch der Morgen.
An diesem Morgen war es eiskalt, aber eine herrliche, klare
Luft.
Auf dem Weg zum Grab des Jungen kam ich an dieser Statue vorbei und war
tief bewegt. Ich bin immer dankbar für diese besonderen Zeichen. Sie versichern auch mir in dem Moment, dass ich gerade am richtigen Ort bin.
Als ich am Grab ankam, waren die Eltern schon da und warteten auf mich.
Ich hatte gerade gesehen, dass die beiden Friedhofswärter schon an mir vorbeigefahren waren - sie begleiten auf diesem Friedhof immer die Beerdigungen.
Ich merkte, dass die Eltern froh waren, dass ich kam. „Die
Friedhofswärter wollten das Schiffchen mit unserem Sohn schon in das Grab tun. Als wir sagten, wir würden das gerne selbst machen, fragten sie uns, warum wir es denn nicht direkt tun würden“,
erklärten die Eltern mir.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig selbstverständlich es in
unserer Gesellschaft ist, dass auch ein solch kleines Menschenkind eine schöne Zeremonie bekommt, bevor die eigentliche Beisetzung erfolgt.
„Nee, wir warten noch auf die Frau Rutz!“, hatten die Eltern noch
schnell sagen können und ich hörte die Hoffnung darin, dass ich schon dafür Sorge tragen würde, dass wir nun auch alles so machen könnten, wie es die Eltern in Liebe geplant
hatten.
Ich sprach kurz mit den beiden Friedhofswärtern und versicherte ihnen,
dass wir ihre Zeit nicht überstrapazieren würden (in den grossen Städten sind die Zeiten für die Beisetzungen immer knapp bemessen) und wir konnten nun endlich beginnen.
Beim Hören der Lieder und der Worte, die die Eltern für ihren kleinen
Jungen geschrieben hatten, fiel mir wieder die Statue ein: „…wie gerne hätte ich dich einmal in meinem Arm gehalten…“, waren die Worte der Mama.
Es war richtig, was wir hier taten - und es sollte viel mehr eine
Selbstverständlichkeit werden. Bald - ganz bald!