Er ist einfach perfekt!

Für Eltern ist es oft eine unvorstellbar große Hürde, sich vorzustellen, ihr verstorbenes Kind nach der Geburt anzuschauen. Dieses Thema begleitet uns in unseren Beratungsgesprächen immer wieder – und es ist jedes Mal von tiefer Bedeutung.

Viele Menschen sind dem Tod im eigenen Leben noch nie so unmittelbar begegnet. Sie haben noch nie einen verstorbenen Menschen gesehen, geschweige denn berührt. Schon allein der Gedanke daran löst bei vielen Berührungsängste aus. Und wenn dann ein Baby im Bauch der Mutter stirbt, wird die Angst noch größer. Es fühlt sich so unnatürlich, so unwirklich an – die Vorstellung, wie das kleine Wesen aussehen mag, lässt viele Eltern beinahe erstarren.

Hinzu kommt die große Sorge, von den eigenen Gefühlen überwältigt zu werden – Angst vor dem Sturm aus Schmerz, Trauer und Liebe, der hereinbrechen könnte in dem Moment, in dem sie ihr geliebtes, aber verstorbenes Kind zum ersten Mal sehen.

Und doch erleben wir immer wieder Momente, die trotz all der Traurigkeit von einer tiefen, berührenden Schönheit erzählen.

„Ich war eigentlich sofort blitzverliebt“, sagte ein Patrick vor Kurzem in einem unserer Gespräche, als er von dem Moment erzählte, als er seinen verstorbenen Sohn Lukas zum ersten Mal in den Armen hielt. Seine Stimme bebte, der Schmerz war greifbar – und doch war da auch ein leises, sanftes Lächeln auf seinen Lippen.

„Er ist einfach perfekt – so wie er ist“, fügte er hinzu.

Solche Augenblicke zeigen uns: Der Mut, sich dem Schmerz zu stellen, lohnt sich. Auch wenn der Schmerz bleibt – es sind kostbare Momente der Liebe, die sich für immer ins Herz einbrennen.
Denn wir würden nicht so tief trauern, wenn wir nicht so unendlich lieben würden.

Foto: Stefan Wiede